Scheherazade schnürt die Fußballstiefel

Eine arabische Auswahl spielt in Dubai gegen die Ladys vom FC Chelsea, um den Vormarsch des Frauenfußballs in dieser Region zu dokumentieren und zu fördern. Sogar eine jordanische Prinzessin ist mit von der Partie

DUBAI taz ■ Da staunt die Welt der Fußballer nicht schlecht: Arabiens Frauenfußball nimmt sein Schicksal von der Hand in den Fuß und bestreitet heute in Dubai ein Auswahlspiel gegen den FC Chelsea aus London. Die englischen Ladys spielen in der Division South der zweiten Liga. Das Arab Select Team (AST) tritt erstmalig in Erscheinung und umfasst Spielerinnen aus Marokko, Algerien, Libyen, Ägypten, Palästina, dem Libanon und Jordanien. Zweck der Partie ist Werbung für die Sportart und Hilfestellung für die Etablierung des Frauenfußballs in den arabischen Staaten.

Die erfahrensten Spielerinnen kommen aus Marokko und Ägypten. Dort gibt es seit mehreren Jahren ein Ligasystem mit Meisterschaften. Die Nationalteams der beiden Länder dominieren auch den Frauenfußball im nördlichen Afrika. Die mittlerweile 20 Jahre alte Sarah Hassanin spielte 1999 sogar schon einmal in der Weltauswahl. Sie soll jetzt Regie führen. Mit dabei ist auch Haya al-Hussein aus Jordanien. Die 30-Jährige ist die Schwester von König Abdallah II. In Jordanien, das als relativ modern und aufgeschlossen gilt, ist die Prinzessin ein Symbol für eine selbstbewusste junge Frauengeneration, die nach Gleichberechtigung der Geschlechter strebt und gerade den Sport als Forum nutzt.

Dass die Prinzessin nach Dubai gekommen ist, auch wenn sie aus Sicherheitsgründen nicht mitspielt, sondern nur den Anstoß ausführt, ist für die Veranstalter ein Glücksfall. „Ich bin sehr froh über die Zusage von Prinzessin Haya“, sagt Sahar al-Hawary. Die Ägypterin ist Mitglied der Fifa-Kommission für Frauenfußball und gilt als treibende Kraft bei der Entwicklung des Frauenfußballs in der Region. Ägyptens Nationalteam wurde 1997 von al-Hawary gegründet. „Durch die Prinzessin gewinnt das Spiel enorm an Bedeutung. Denn wir zeigen damit, dass Frauenfußball nicht nur als WM- und Olympiasport einen hohen Stellenwert in der Welt hat, sondern auch bis hin zu arabischen Königshäusern interessant ist“, so al-Hawary. „Dieses Beispiel wird uns helfen, Vorurteile bei den Traditionalisten abzubauen und den Frauenfußball auf breiter Basis als akzeptablen Sport zu installieren.“

Doch nicht nur die Prinzessin aus Jordanien soll für Aufmerksamkeit sorgen. Das Spiel gegen die Engländerinnen im Al-Shurta-Stadion findet im Stadtzentrum statt. Anfang Februar ist nicht nur touristische Hochsaison und es herrscht bestes Klima, sondern es ist auch die Zeit des Dubai-Shopping-Festivals – eine Mischung aus vierwöchigem Winterschlussverkauf mit Festcharakter, Kulturmeile und jeder Menge Sportveranstaltungen. Der Herrscher von Dubai, Scheich Mohammed Maktoum al-Maktoum, hatte kein Problem, den Frauenkick ins Festivalprogramm einzubauen und selbst die Schirmherrschaft zu übernehmen. Das Stadion ist mit 8.000 Zuschauern ausverkauft, das Match wird live vom Sender Al-Dschasira übertragen.

„Wir wollen dieses werbewirksame Forum nutzen. Unser erster gemeinsamer Auftritt ist eine geeignete Möglichkeit, die bisher vereinzelten Bemühungen von Frauen in der Golfregion, Fußball spielen zu dürfen, mit einer Großveranstaltung zu unterstützen“, meint Sahar al-Hawary. Immerhin gibt es in den Emiraten Fußballerinnen, ebenso im Katar. Auf Bahrain hat gerade ein dreijähriges Schulprojekt begonnen, das Fußball für Mädchen als Unterrichtsgegenstand vorschreibt. Mit Dwa al-Khalifa gehört sogar ein Teenie aus der Royal Family zu den besten Fußballerinnen der Insel. Ein Hauch von „Kick it like Beckham“.

RAINER HENNIES